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Sicher gebunden

Ein Betreuungskonzept droht zu kollabieren

 

In den letzten zehn Jahren wurden die Stimmen von Schulpsychologen und Schulpsychologinnen immer lauter, die uns darüber berichten, dass die Anzahl der verhaltensauffälligen Kinder (ADHS, Sprach- Konzentrationsstörungen etc.) rasant zunimmt. Die Erklärung dafür lautet häufig: die „sichere Bindung“ fehlt.

Über die Bindung zur Bezugsperson (i.d.R. die Mutter) erfährt ein Kind Liebe und Zuwendung, die die Quellen für Vertrauen, Empathie und Resilienz sind. Diese Bindung entsteht gerade in den ersten zwei bis drei Jahren der Kindesentwicklung und entscheidet über die charakterliche und psychische Stabilität im ganzen späteren Leben.

Die sichere Bindung ist jedoch kein familienpolitisches Thema: Im Gegenteil. In jüngster Zeit zeigt sich ein neuer Trend: Immer jüngere Kinder werden für eine immer längere Tagesdauer in die Kindertagesstätten gegeben. Viele Eltern wähnen sich mit dieser Maßnahme auch deswegen auf der sicheren Seite, weil das neue sogenannte „Gute Kita-Gesetz“ mit dem hohen finanziellen Einsatz von 5,5 Mrd. Euro eine kostenlose Verbesserung der Bildung der Kinder in den Kindertagesstätten verspricht. Dabei geht es bei Babys und Kleinstkindern zuerst um Bindung und erst später um Bildung. Hinzu kommt der Anreiz, dass über die Bundesmittel immer mehr Bundesländer eine kostenlose Kita-Betreuung anbieten. Das Familienministerium gibt bekannt, „künftig haben 1,2 Mio. Kinder Anspruch eine beitragsfreie Kitazeit“. Dieses Versprechen ist verbunden mit dem Anspruch auf Ganztagesbetreuung, schon für Kinder unter einem Jahr.

 

In Sachsen-Anhalt können Babys von Eltern in doppelter Erwerbstätigkeit schon nach der Geburt an in die Fremdbetreuung abgegeben werden. Von der Sicherstellung einer sicheren Bindung für die Kleinsten, ist in dem neuen Gesetz kaum die Rede.

Wer das „Gute-Kita-Gesetz“ kritisch betrachtet, wird feststellen:

1. Es setzt auf Beitragsfreiheit und nicht auf Qualitätsverbesserung mittels eines besseren Betreuungsschlüssels

2. Es unterscheidet nicht die frühe U3-Betreuung (unter 3 Jahren) von Kindergarten-Betreuung (über 3 Jahren);

3. Es fehlen, laut Bildungsbericht, schon heute weit über 250.000 und bis 2022 rund 300.000 Kitaplätze;

4. Für die wachsende Nachfrage gibt es nicht annähernd eine ausreichende Anzahl ausgebildeter Erzieherinnen;

5. Die Finanzzusage des Bundes ist befristet und lediglich bis 2022 gültig;

6. Es gibt trotz dieser negativen Prognose vonseiten der Politik auch weiterhin keinerlei Einlenken in Richtung einer staatlich unterstützten Förderung der familiären Betreuung.

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In unseren katholischen Kindertagesstätten sind wir nach Kräften bemüht, alles für die Gewährleistung einer sicheren Bindung unserer Allerkleinsten zu tun. Daher ist Qualitätssicherung ein gängiges Instrument unserer Einrichtungen.

 Erzbischof Dr. Heiner Koch am 6.3.2019, Berlin

Programm

Was wir tun – unser Programm

„Sichere Kindheit – Fundament des Lebens“

 

 Zusammen mit unseren Partnern - Organisationen, Initiativen und Vereinigungen, die sich auf verschiedensten Gebieten für das Wohl der Familie und des Kindes in Deutschland einsetzen– verfolgen wir in den kommenden Jahren ein breit angelegtes Programm, um    

  • über den Wert einer sicheren Bindung zu informieren,  

  • günstigere Bedingungen für die Entwicklung einer sicheren Bindung für Kleinstkinder aufzuzeigen und zu ermöglichen.

 

Zur Durchführung dieser Ziele verbindet sich die Stiftung mit Entwicklungspsychologen, Leiter/Innen von Kitas und Krippen, Eltern, Unternehmer/Innen und freien Trägern bestehender Kinderbetreuung. Mehrere Schritte sind geplant:

1

Eine von der Stiftung für Familienwerte entwickelte Broschüre zum Thema „Sichere Bindung“ wird an Eltern, Kindertagesstätten, Psychotherapeuten, freie Träger u.a. verteilt. Sie klärt kurz und leicht verständlich über  die Risiken einer sehr frühen und langen Fremdbetreuung von Babys und Kleinstkindern auf und zeigt, worauf unbedingt geachtet werden muss, z.B. Größe der Gruppen, Personalschlüssel, Notfallplan bei Krankheit des eigenen Kindes oder Ausfall der Betreuerinnen etc.. Die Broschüre bietet Anregungen zu Alternativen für Fremdbetreuung und ermutigt Eltern, sich mit den Arbeitgebern wegen familiennaher Betreuungsoptionen in Verbindung zu setzen. Weiterhin regt die Broschüre an, selbst familiennahe Betreuungsmöglichkeiten zu organisieren, auch wenn diese noch nicht staatlich gefördert werden. 

 

Geschätzte Kosten: 40.000 Euro

2

Wissenschaftlich begleitete Foren zur Analyse und zur Verbesserung der bestehenden Betreuungslandschaft werden mit Vertretern aus 

  • Landes- und Bundespolitik

  • Arbeitgebern, Arbeitnehmern,

  • staatlichen Stellen, Arbeitsmarkt-Instituten

  • Kirchen und anderen Trägern von Betreuungseinrichtungen

  • Leiterinnen von Kindertagesstätten und Krippen und Nachwuchskräften,

  • Psychologie, Forschung und Medizin

  • Eltern 

 

durchgeführt, um befriedigende Lösungen für Kleinstkinder und ihre Eltern zu finden.

  • in einem ersten Schritt die gegenwärtige Betreuungslandschaft zu analysieren u.

  • in einem zweiten Schritt unter den derzeitigen Bedingungen Wege aufzuzeigen, wie wir zukünftig den Aufbau sicherer Bindung  gewährleisten können. Dabei müssen wir neue Wege gehen, Personen in die Betreuung integrieren, die bisher noch nicht in Betreuung involviert waren, neue Allianzen mit Unternehmen suchen und die Politik für die Unterstützung gewinnen.

Erhoffte Ergebnisse:

 

Die Foren sollen: 

  • Alternative Betreuungsoptionen aufzeigen,

  • Möglichkeiten an Arbeitsplätzen und Kapazitäten der Unternehmen im Sinne familiennaher Betreuung ermitteln,

  • Die Bereitschaft zur Förderung alternativer Betreuungsangebote bei der Politik abfragen, 

  • die Wahlfreiheit der Eltern durch finanzielle Unterstützung ermöglichen,

  • Empfehlungen für die freien Träger zu bindungsstarker Kinderbetreuung zu erarbeiten,

Geschätzte Kosten: 25.000 bis 30.000 Euro

Förderung des Workshops (s.o. 3.)

Als Pilotregion und Austragungsort kommt zunächst der Großraum Mainz in Betracht, weil hier zahlreiche familienpolitische Aktionen über viele Jahre ihren Sitz hatten (etwa Forum Familie stark machen, Familienbund der Katholiken, familienpolitische Foren der Konrad Adenauer Stiftung in Mainz). Die Ergebnisse und Erfahrungen des Programms werden genau dokumentiert und als Handbuch zur Verfügung gestellt. Sie sollen später auf weitere Regionen ausgedehnt werden.

Mit unseren 40 Partnern, denen ein kompletter Wissenstransfer sowie beratende Begleitung bei der Umsetzung / Pilotierung des Programms in unserem bundesweiten Netzwerk angeboten wird, werden die nächsten Schritte geplant. 

 

Die Förderung des Workshops durch die katholische Kirche bietet sich an,

  • weil ihr – wie der Stiftung für Familienwerte – die sichere Bindung wichtig ist,

  • weil wir das Thema breit behandeln und neben der Wirtschaft, Wissenschaft auch

  • die Politik für dieses Projekt gewinnen wollen.

3

Ein Pilotprojekt in einem Unternehmen initiieren, das dem Thema „Bindung“ seine besondere Aufmerksamkeit widmet und mit kreativen Lösungsansätzen aufwartet. Wir setzen dabei auf Bereitschaft der Unternehmen, die mit ihrem Blick auf das Kindeswohl signalisieren, dass es ihnen nicht allein um die elterliche Arbeitskraft, sondern um eine Kultur des gedeihlichen Miteinanders und der Wahrnehmung der Arbeitgeberfürsorge geht. Ein solcher Ansatz stärkt nicht nur die Zufriedenheit der Eltern und Arbeitnehmer, er fördert zudem eine nachhaltige Zufriedenheit.

 

Geschätzte Kosten: 25.000 bis 30.000 Euro

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